Wisst ihr eine Sache, die mich als Mama so richtig überfordert?Der Gang in diese riesigen Spielzeugläden, die Kinderherzen höherschlagen lassen. Noch schlimmer (wenn ich keine konkrete Spielzeug-Idee habe): die Suche nach dem scheinbar perfekten Geschenk im Internet.
Was gibt es heute nicht alles?
- Laut, bunt, glitzernd, selbstfahrend, selbstsprechend.
- Quasi gibt es kein Spielzeug, dass es noch nicht gibt.
- Aber braucht es das alles wirklich?
- Sind das die Spielzeige die glücklich machen?
Ich will hier gar nichts verfluchen oder schlecht reden. Es gibt wahnsinnig viele tolle, pädagogisch wertvolle, unterhaltsame, lehreiche Spielsachen.
Die Mischung und auch die Vielfalt macht‘s. Dass man wirklich für jedes Kind das „Richtige“ finden kann.
Aber wisst ihr was ich schade finde? Dass es (nachweislich) immer weniger Puppen in deutschen Kinderzimmern gibt.Und selbst wenn es sie gibt: Es wird immer weniger mit ihnen gespielt. Für mich ist eine Puppe ein ganz elementares Spielzeug für jedes Kind.
Auch für Jungs.
Jedes Kind sollte eine Puppe haben. Das ist meine ganz persönliche Meinung.
Und es geht mir dabei nicht darum Kindern ein Spielzeug aufzudrängen, auf das sie (bei der riesen Auswahl an anderen Spielzeugen) keine Lust haben. Sondern es geht mir darum, meinen Kindern die Möglichkeit zu geben in einer Puppe, in IHRER Puppe:
- einen Spielgefährten,
- Seelentröster,
- Begleiter,
- ja, vielleicht sogar kleinen Freund zu finden.
Das Alles war nämlich meine Puppe für mich. Fanny.
Fanny hieß sie damals und ich weiß bis heute, dass sie am 21.Januar Geburtstags hat. Fanny war nicht meine erste Puppe. Sondern meine zweite. Denn in meine erste Puppe hatte sich mein kleiner Bruder irgendwann so sehr „verliebt“, dass ich sie ihm schwesterlich überlassen habe. Auch Jungs können so einen kleinen Begleiter nämlich durchaus gut gebrauchen.
Von meiner Mama habe ich dann eine neue Püppi bekommen, die mich begleitet hat bis ich etwa 9 oder 10 Jahre alt war. Mal war Fanny präsenter, mal weniger. Aber es war gut und wichtig, dass sie da war. Ich hatte viel Freude mit ihr – aber es gab auch Momente da hat sie mir bei meinem kindlichen Kummer wahrlich Halt gegeben.
Puppen – wenn Kind eine „Beziehung“ zu ihnen hat – können erstaunlich beruhigend wirken in ärgerlichen, ängstlichen oder traurigen Momenten. Kind kann ihnen Geheimnisse anvertrauen. Sie hören immer zu. Spenden Trost.
Mit einer Puppe können Kinder auch mal in die Rolle des Erwachsenen schlüpfen und das Drehbuch des Alltags selber schreiben. Es wird gewickelt, gekuschelt, gespielt und gelacht – aber auch mal geschimpft oder gestritten. An einer Puppe können Kinder ihre Gefühle verarbeiten. DAS verarbeiten, was sie beschäftigt, was sie von ihren Eltern und aus ihrem Umfeld gehört, erfahren und wahrgenommen haben.
Unsere Mädels spielen unseren Familienalltag, Situationen aus dem Kindergarten oder mit ihren Freunden sehr häufig in Form von Rollenspielen nach. Oft mit der exakt selben Wortwahl, wie wir sie verwenden. Das ist schon wahnsinnig spannend zu beobachten und lässt einen selbst als Eltern das eigene „Elternverhalten“ durchaus eindrucksvoll reflektieren.
In der Beziehung zwischen Puppe und Kind geht es um wahres Verantwortungsgefühl, Empathie und Fürsorge.
Eine Puppe ersetzt natürlich keinen Freund oder ein Geschwisterkind. Aber eine Puppe kann zu einem ganz besonders prägenden und wichtigen Spielzeug werden, wenn man dies (gerade in der heutigen Zeit) ein bisschen fördert.
Unseren Dreien haben wir (ganz bewusst) zum Umzug in unser neues Haus weit weg von der alten Heimat je eine neue Puppe geschenkt. Finchen, Emma und Matze wurden sie von ihnen direkt genannt. Der kleine Mann hatte bis dato noch gar keine Puppe. Die beiden Mädels schon. Allerdings Puppen, zu denen sie keine wirklich innige Beziehung hatten. Vielleicht auch, weil diese einfach mal zwischendurch von irgendwem geschenkt wurden ohne eine tiefergehende Idee dahinter. Auch ich habe darüber Anfangs nicht weiter nachgedacht. Auch nicht, wenn sie sich unbedingt eine neue Puppe wünschten. Denn meine Antwort war: „ihr habt doch schon eine Puppe“.
Eine Puppe ja – aber vielleicht keinen wahren Begleiter.
Das war diesmal anderes. Ich habe die drei Puppen ganz bewusst für sie ausgewählt. Denn eine Puppe ist ein besonderes Geschenk. Und ich finde: eine Puppe kann man nicht so einfach zwischen Tür und Angel aussuchen und auch nicht einfach so schenken.
Eine Puppe hat schließlich die Chance ein wahrer Begleiter zu werden, wie ein Freund.
Ich finde, dass man als Eltern (zusammen mit Kind oder auch ohne) eine Puppe ganz bewusst auswählen sollte. Vielleicht klingt das eigenartig – aber ich denke mittlerweile, dass das ein elementarer Start für die Puppen-Kind-Beziehung sein kann.
Wir haben für unsere Kids nun die Puppen von HABA ausgesucht.
Für die Mädels haben wir HABA-Puppen mit einem wattierten Körper ausgewählt. Der ist schön weich. Beine, Arme und Kopf sind aber dennoch aus Vinyl. Das spielt sich super. Diese Puppen wurden uns ab 3 empfohlen.
Weil wir eine Puppe für den kleinen Mann aber nicht weniger wichtig finden, haben wir für ihn eine weiche HABA-Stoffpuppe für Kleinkinder ausgewählt
Alle 3 (!) lieben ihre Puppe. Meine Hoffnung war es, dass sie ihnen den Umzug von Thüringen nach Bayern leichter machen. Dass sie alle drei einen Freund/eine Freundin haben, die diesen Schritt gemeinsam mit ihnen durchsteht. Ein Begleiter, der den alten Wohnort noch kennt und der die erste Zeit im neuen Zuhause leichter macht, wenn sie vielleicht nicht gleich „echte“ Freunde finden. Mir ist schon bewusst, dass das durchaus eine sehr romantische Vorstellung war und ist. Aber ich habe den Eindruck, dass Finchen, Emma und Matze genau das Erfüllen konnten (jedenfalls ein Stück weit), was ich mir so erhofft habe. Sie waren und sind wertvolle Begleiter in einer emotional turbulenten Zeit.
Wenn der Zwerg oder auch die Mädels kein Interesse für ihre Puppen hegen würden – dann wäre das auch in Ordnung für mich. Aber meine Puppe war damals einfach so ein elementares Spielzeug für mich, dass ich ihnen als Mama zumindest einmal die Chance geben wollte (neben alle den anderen verrückten Spielzeugen heutzutage) vielleicht auch dieses „eine ganz besondere Spielzeug“ in Form einer Puppe für sich zu entdecken. Ein Spielzeug das präsent ist (mal mehr und mal weiniger) und welches bleibt, auch wenn andere Spielzeuge schon längst wieder in Vergessenheit geraten sind und schon gar nicht trösten können, wenn ein Tag mal nicht so fröhlich ist, wie andere Tage.
Ein kleines Mädchen erwartet keine Liebeserklärungen von seiner Puppe; es liebt sie, und damit gut. So sollte jede Liebe sein.
Zu Weihnachten wird es für die Mädels übrigens je ein neues Outfit für ihre HABA-Puppen geben sowie einen HABA-Puppenkleiderschrank. Das ist nämlich auch etwas, was ich bei Puppen so gerne mag. Es gib immer etwas, mit dem man wieder neue Spiel-Anreize setzen kann. Immer wieder Dinge, die das Puppenkind genauso größer (und spannender) werden lassen, wie natürlich auch die Puppen-Mama selbst älter wird und neue Interessen entwickelt. Puppenwagen, Puppenschrank, Puppentrage, Anziehsachen, Bettchen. Die Liste ist unendlich, um die Puppenliebe lange frisch zu halten.