Ambulante Geburt im Krankenhaus – Mein Geburtsbericht

by traumjobmama

Für die meisten Schwangeren ist ganz klar…

…das Kind kommt im Krankenhaus zur Welt. Wo sonst? So ging es mir auch. Dass es überhaupt Alternativen gibt war mir nicht so wirklich bewusst.

Das Machen nur Frauen, die anders ticken

Nach 6 Kindern und viel persönliche Erfahrung zum Thema Geburt motivierte mich meine Schwiegermama damals zu einer Geburt im Geburtshaus. Aber das war mir nichts – schließlich hatte ich keinen blassen Schimmer, was auf mich zukommt. Und die Sicherheit eines Ärzteteams im Rücken war mir schon sehr wichtig. Außerdem fand ich schon alleine diesen Namen „Geburtshaus“ komisch und ich war mir sicher, dass da nur Frauen hingehen, die ziemlich viel anders ticken wie ich. Das Thema Geburtshaus war also recht schnell vom Tisch. Plötzlich stand als Alternative die Idee einer ambulanten Geburt im Raum. Ich wusste vorher gar nicht, dass es sowas gibt. Ambulante Geburt bedeutet, dass man wenige Stunden nach der Geburt direkt mit dem Baby nach Hause fahren kann. Die Idee fand ich prinzipiell ganz nett. Nach vielen Gesprächen und Überlegungen konnte ich mich auch ganz gut mit der Vorstellung anfreunden.  Zumal der werdende Papa die Idee klasse fand und sich schon ausmalte, wie er mich und das Würmchen in den ersten Stunden und Tagen zu Hause versorgt.

Mehr Sicherheit durch die richtige Vorbereitung

Also gab es für den Fall einer ambulanten Geburt ein paar Dinge zu erledigen.

  • Einen Kinderarzt suchen, dem man von der geplanten ambulanten Geburt berichtet und der zur U2 zu einem nach Hause kommt
  • Eine Bescheinigung des Kinderarztes (oder
    alternativ vom Gynäkologen) für die Nachsorge-Hebamme mit der sie berechtigt ist die Blutabnahme für das Neugeborenen-Screening durchzuführen
  • Mit dem Partner auf einer Wellenlänge zu diesem Thema schwimmen, damit dieser einem im Krankenhaus beim Wunsch nach einer Ambulanten Geburt unterstützen kann (es ist durchaus möglich, dass diese Idee im Krankenhaus nicht so positiv aufgenommen wird)
  • Abklären, dass der Partner flexibel freinehmen kann, um sich zu Hause auch 100% um Mama und Kind kümmern zu können.

Eigenartige Bauchschmerzen

Ende März 2014 war es dann soweit. Nach einer etwas holperigen Fahrradtour (ich war bereits über Termin und wollte die ganze Sache etwas ankurbeln) spürte ich das erste Zwicken und Zwacken im Bauch. Da es Samstag war schlug mein lieber Mann vor nochmal einkaufen zu gehen damit der Kühlschrank Sonntags nicht leer ist. Dies taten wir dann. Im Supermarkt schickte ich ihn dann bereits alleine durch die Gänge, denn ich hatte plötzlich so eigenartige Bauchschmerzen. Komisch! Ich wartete unterdessen beim Bäcker. Auf unserem Heimweg (300 Meter) watschelte ich im Schneckentempo so dahin. Alle 50 Meter musste ich Pause machen. Was war das bloß? Ich war absolut sicher es können keine Wehen sein, denn die setzen bei der ersten Geburt vielleicht im 30- oder aber 20- Minuten-Takt ein. Das hatte ich „gelernt“. Sehr merkwürdig das Ganze. Zu Hause hüpfte ich schnell mal unter die Dusche, um zu schauen, ob der Schmerz beim heißen Wasser wieder nachlässt oder bleibt. So richtig verabschiedete er sich nicht und plötzlich war alles klar als ich diese sognenannte „Zeichnung“ bemerkte von der meine Hebamme immer sprach.

Etwas Eitelkeit darf sein

Ich war etwas aufgeregt, machte mich noch frisch, legte etwas Mascara auf. Dass ich genau das machen würde war mir schon Wochen vorher klar. Ich wollte absolut vermeiden, dass ich mir während der Geburt, unter der man wirklich alles preisgibt, mir auch nur in irgendeiner Weise Gedanken darüber mache, ob meine Achseln frisch rasiert sind oder meine Füsse usselig aussehen. Ein bisschen Eitelkeit darf schon sein – wie ich finde. Ich wollte mich rundum wohlfühlen während dieser Geburt und mich nicht von solchen Nichtigkeiten ablenken oder hemmen lassen. Danach ging es dann direkt…..an den Mittagstisch. Ja genau – der werdende Papa wollte sich noch etwas stärken für das was kommt. Ich konnte schon gar nicht mehr essen und war bereits nur mit Atmen beschäftigt. Also war klar – wir fahren jetzt mal vorsorglich ins Krankenhaus.

Aus Bauchschmerzen wurden Wehen

Seit meinen ersten „Bauchschmerzen“ (es konnten ja unmöglich Wehen sein) waren erst anderthalb Stunden vergangen. Ich war mir somit auch sicher, dass sie mich wieder nach Hause schicken würden. Aber da der Weg bis zum Krankenhaus 20 Minuten betrug wollte ich Wir sagten direkt, dass wir, wenn alles gut geht, eine ambulante Geburt toll fänden. Außerdem wollte ich erstmal keine Schmerzmittel. Hielt mir die Option aber offen – ich wusste schließlich immer noch nicht, was mir noch alles bevor stand. Sie nahm all unsere Wünsche ohne Einwände oder kritischen Blick positiv entgegen und unterstütze uns wo sie konnte – wie nett. Sie war auch ein sonniges Gemüt, fragte uns wie wir uns alles so vorstellen würden.Nummer sicher gehen. Im Auto wollte ich unbedingt noch meine beiden besten Freundinnen schreiben, dass es losgeht. Aber Pustekuchen. Daraus wurde nichts. Ich war nur mit Atmen beschäftigt. Der Weg vom Parkplatz in den Kreissaal war nicht schön. Dort angekommen wurde ich direkt ans CTG angeschlossen und mit guten Neuigkeiten überrumpelt. Muttermund 8cm(!) geöffnet. Ich hatte also anscheinend schon ganze Arbeit geleistet und diese eigenartigen Bauchschmerzen waren dann wohl doch Wehen. Wir durften gleich bleiben und uns „einrichten“. Meine Hebamme hieß Frau Fröhlich

Zähne zusammen beißen

Bald schon ging es zwei Stunden in die Badewanne und danach kam schon die heiße Phase. Ich probierte kurz die Sprossenwand aus – nicht mein Ding – dafür hab ich zu schmächtige Ärmchen. Mit dem Geburtshocker konnte ich mich auch nicht anfreunden. Kniend an der Bettkante mit einem großen Stillkissen zwicken Ober- und Unterschenkeln fühle ich mich ganz gut. Und so kam das große Würmchen letztendlich auch auf die Welt. Übrigens – kleiner Zwischenschub – in dem Moment als ich dachte ich kann nicht mehr und brauche Schmerzmittel, wenn die Schmerzen noch schlimmer werden, war der Höhepunkt erreicht. Ich war später froh, dass ich in diesem Moment die Zähne zusammen gebissen hatte  und keine Schmerzmittel braucht. Das gab mir auch in Nachhinein Zuversicht für die nächste Geburt. Danach wurde es nicht mehr schlimmer, in der Austreibungsphase für mich erstaunlicherweise sogar leichter. Ich musste die Wehen regelrecht erahnen und spürte einfach nur einen starken Druck – aber keine schlimmen Schmerzen. Und dann war sie da.

Ganz bewusste erste Begegnung

Der Papa hatte schon die ersten Tränchen in den Augen aber ich musste erst einmal durchschnaufen und in mich gehen. Ich hatte es geschafft. Ich wollte den Moment sie das erste Mal zu sehen ganz bewusst erleben. Und so vergingen eins, zwei Momente bis ich sie in den Arm nahm. Vollkommenes Glück. Unendlicher Stolz. Dennoch kamen mir keine Tränen. Ich kann nicht sagen warum. Die Freude war riesig, dass sie nun endlich bei uns war aber auch dass ich diese Geburt geschafft hatte. Aber ich musste erstmal realisieren, was da passiert war. Neun Monate hatten wir auf diesen Moment hingefiebert. Nach einer Weile gab ich sie wieder dem Papa und bestellte mir erstmal das komplette Krankenhaus-Menü. Hauptgang, Dessert, Fruchtsaft, Obst. Kein Gourmet-Menü. Aber das hatte ich mir verdient. Ich war nicht nur glücklich über mein kleines Mädchen sonder auch so unendlich stolz auf mich, dass ich jetzt einfach mal verwöhnt werden wollte. Wir hatten dann noch vier entspannte Stunden im Krankenhaus, in denen Frau Fröhlich mich und das Würmchen untersuchte und uns letztendlich guten Gewissens nach Hause entließ.

Beste Zeit

Die Uhrzeit war perfekt. Es war Mitternacht. Im Auto riefen wir noch Familie und Freunde an. Es war so eine besondere Fahrt. Zu Hause angekommen machten wir uns direkt auf den Weg ins Bett und schliefen relativ bald alle gemeinsam und ziemlich erschöpft ein. Auch das Würmchen. Es war so schön und so entspannt. Wenn ich mich richtig erinnere wachte sie nur einmal auf. Ansonsten hatten wir eine super Nacht. Am nächsten Morgen wollte ich dann, von Hormonen beflügelt, ein schönes Frühstück für uns zaubern. Der frisch gebackene Papa pfiff mich wie selbstverständlich direkt zurück und übernahm dies. Die Hebamme kam noch am selben Tag, der Kinderarzt ein Tag später und wir hatten tolle erste Tage miteinander zu Hause.

Jeder darf sich seine Traumgeburt wünschen

Mir ist bewusst, dass die Umstände nicht immer so optimal sind, dass eine ambulante Geburt tatsächlich möglich ist. Und bei den kleinsten Schwierigkeiten hätte ich mich auch dagegen entschieden, weil auch mir die Sicherheit vom Würmchen und mir über alles geht. Aber unter unseren Umständen war es perfekt und ich würde es immer wieder so planen. Genauso wie ich es jeder werdenden Mama nur von Herzen empfehlen kann verschiedene Geburts-Optionen durchzuspielen, um so nahe wie möglich an das Geburtserlebnis heranzukommen, dass man sich wünscht. Das egene Bauchgefühl spielt dabei ein große Rolle und man sollte sich nie zu irgendetwas drängen lassen, was man nicht will. Egal in welche Richtung man von wem auch immer geschoben werden soll. Jede Mama und jedes Baby haben ihren eigenen Weg. Und niemand weiß vorher wie alles kommen wird. Dennoch darf man unbedingt seine Traumvortsellung von der perfekten Geburt seines Kindes haben und sich genau auf diese vorbereiten. Gedanken verändern die Welt und vielleicht auch eine Geburt. Jedenfalls haben sie ganz sicher ihren Anteil daran.

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