Geburt im Geburtshaus

by traumjobmama

Mein Geburtsbericht

Ich wollte euch noch unbedingt von meiner zweiten Geburt im Geburtshaus berichten, jetzt wo die nächste schon wieder kurz bevorsteht. Nachdem ich mich bei der ersten Geburt dafür entschieden hatte noch am selben Tag mit Kind und Mann das Krankenhaus zu verlassen war es im Vorfeld der zweiten Geburt gar nicht sooo abwegig mal über eine Geburt im Geburtshaus nachzudenken.

Ich bin doch ein richtiges Mädchen

Ich hatte Euch ja schon in meinem letzten Artikel davon berichtet, dass ich dem Thema Geburtshaus anfangs relativ skeptisch gegenüberstand. Dass man im Fall von ernsthaften Komplikationen und eines tatsächlichen Notfalls hier nicht an der besten Adresse ist und länger in den OP braucht war klar. Da muss man nicht um den heißen Brei herumreden. Aber das war es gar nicht. Es waren vielmehr Vorurteile meinerseits was für ein Typ Frau dort wohl hingeht und was für ein Ambiente dort wohl herrscht.

Ich bin schon von Natur aus so ein „richtiges Mädchen“.

Wie ihr schon wisst werde ich speziell vor einer Geburt besonders eitel, weil ich mich „optisch gut vorbereitet“ wohler in dieser einzigartigen Situation fühle, in der mich mein Liebster und die Hebamme im Zweifelsfall in jeder erdenklichen Position sehen und erleben. Vermutlich sind ihnen meine Nagellackfarbe und akkurat gezupfte Augenbrauen in der Situation herzlich egal – aber das spielt keine Rolle – ich fühle mich besser. Und ich bin auch eine von denjenigen, die (wie in einigen Online-Anleitungen für die Perfekte Geburtstasche) einen Lipgloss und was Schönes zum Anziehen einpackt für die ersten Fotos mit Baby. Unter anderem deshalb hatte ich das Gefühl, dass genau so ein Mädchen, wie ich es bin, nicht in ein Geburtshaus passt, sondern vielleicht besser in ein steriles, perfekt ausgestattetes Krankenhaus. Aber ich kann Euch sagen. Das ist absoluter Quatsch – ich wurde eines Besseren belehrt. Jede werdende Mami passt ins Geburtshaus, sofern die Umstände passen und sie das möchte. Aber nochmal eins zwei Schritte zurück.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – wir wurden diesmal verschont

Es war Januar 2016 und wir waren (obwohl wir es besser wussten) mal wieder viel zu spät auf der Suche nach dem perfekten Geburtsort. Auf jeden Fall viel zu spät, wenn man sich auch für Alternativen zum Krankenhaus interessiert. Termin war nämlich schon Anfang März und ich in SSW32. Wir waren zwar mal wieder umgezogen, damals von Bremen nach Regensburg, aber das war ehrlicherweise schon Monate her. Zu unserer Verteidigung muss ich sagen, dass mein Liebster von September (4terMonat) bis Dezember auf Dienstreise war. Und es war klar, dass wir uns gerne das Geburtshaus anschauen wollten. Für mich war aber ebenso klar, dass ich das nicht alleine mache und so war Januar auf einmal der einzig mögliche Termin für einen Infoabend. Absolut unerwarteter Weise war es wie Liebe auf den ersten Blick. Aus der Tatsache heraus, dass ich wusste, dass wir viel zu spät dran waren machte mich plötzlich jedes Pärchen, dass diese Runde erweiterte nervös und ich sah unsere Chancen auf eine Geburtshausgeburt schwinden. Dabei war es doch soooo nett.

Ich Streberin

Es war gemütlich, kuschelig, liebevoll eingerichtet und es gab leckeren Tee und Kekse. Einfach zum Wohlfühlen und Kinderkriegen. Dann kamen die Hebammen und ich war sofort hin und weg. Zwei junge super nette kompetente und absolut herzliche Frauen. Beide hätten in die Kategorie gute Freundin gepasst. Beim Rundgang haben wir dann tausend Fragen gestellt und ich habe ständig über meine positiven Erfahrungen der ersten Geburt geredet. Im Nachhinein absolut streberhaft. Ja ich bin ehrlich – ich wollte mich einkratzen, um meine Chancen zu steigern. Am Ende sollte dann jeder seinen ET „dalassen“. Da war für mich schon klar – es wird mega knapp. Eigentlich unmöglich. Ich hätte mich am besten noch vor der 12ten SSW melden müssen. Aber eine der beiden Hebammen schien sehr engagiert zu sein und mich zu mögen. Sie sagte uns, zu meiner riesigen Freude, nicht direkt ab, was einfach nur logisch gewesen wäre. Sie wollte sich nochmal absprechen.

Ich kleiner Stalker

Zu Hause konnte ich an nichts Anderes mehr denken. Ich wollte unbedingt dort mein zweites Kind bekommen. Unbedingt. Das war glasklar. Und für mich, die sich sonst nie für irgendetwas entscheiden kann (mein Mann entscheidet deshalb im Restaurant grundsätzlich, was ich esse), ist das schon sehr außergewöhnlich. Ich „stalkte“ meine mögliche Hebamme bei Facebook, fand sie tatsächlich und schrieb ihr nochmal, dass ich so gerne ins Geburtshaus wolle. Wer hätte das Wochen zuvor noch gedacht. Es war wie Liebe auf den ersten Blick und die beste Entscheidung überhaupt zu diesem Infoabend gegangen zu sein. Also Mädels, die ihr mit dem Gedanken Geburtshaus spielt, geht unbedingt super rechtzeitig zum Infoabend. Auch wenn vielleicht noch niemand von dem bevorstehenden Wunder weiß! Wir hatten super viel Glück. Aber darauf sollt man sich im Zweifel nicht verlassen.

Zeit vertreiben – das Kind „gedeihen lassen“

Zwei Tage später erlöste sie mich dann und sagte tatsächlich zu. Ich hatte soooo ein unfassbares Glück. Die Zeit bis zum ET verging wie im Fluge. Ab da an wurde es zäh. 9 Tage ging ich über Termin. Tag 8 und 9 war ich schon so sauer auf das Würmchen, dass ich 1000% sicher war, dass ich ihr das auch nach der Geburt nicht verzeihen könnte. Quatsch natürlich. An ihrem Geburtstag nach vielen Tagen der Warterei hatten wir die Faxen dicke und fuhren in die City. Der werdende Papa holte sich im Solarium schon mal die perfekte Bräune für das baldige Babyshooting, wir kauften unseren langersehnten Trockner, ich aß etwas Sushi (natürlich nur mit Avocado) und danach noch nen schönen Döner. Dann ging es nach Hause. Wir machten es uns zu zweit nochmal sehr gemütlich im Bettchen (hatte beim großen Würmchen damals auch funktioniert) und ich versuchte nochmal mit Brustwarzenstimmulation nachzuhelfen (oh Gott – wie schrecklich ich das eigentlich finde – aber was macht man nicht alles ET+9). Und tatsächlich auf einmal ein schönes Ziepen.

Jetzt aber Zack Zack Zack

Es war Punkt 15.00 Uhr. Kurz danach das zweite Ziehen. Ich weiß nicht mehr, ob mir da schon tatsächlich klar war, dass es nun endlich losgeht. Es war vermutlich die inständige Hoffnung darauf. Also ging ich direkt mal in die Badewanne, um zu schauen, ob das Ziepen wieder verschwindet. Aber nein. Jetzt wurde es tatsächlich intensiv – und zwar, schon wie bei meiner ersten Geburt, direkt im 2-3 Minuten-Takt. Die „Zeichnung“ ließ nicht lange auf sich warten und um 15:15 war mir klar – ich rufe jetzt die Hebamme an. Und dann das. Sie war tatsächlich für eine viertel Stunde nicht erreichbar. Aber ich wollte jetzt los. Also setzen wir uns direkt ins Auto. 15.30! Gerade losgefahren wurde mir dann klar, dass es ja eigentlich doof war aufzubrechen. Was, wenn wir früher beim Geburtshaus ankommen als die Hebamme (die ist ja nicht dauerhaft vor Ort sondern „nur“ in Bereitschaft)? Dann kam ihr Rückruf, sie fuhr sofort los, und wir kamen gleichzeitig an. Tiefgarage – hoch zur Straße – und dann noch eine Etage bis ins Geburtszimmer. Das war fies. 16:00!

Kurz aber Heftig

Ich hatte kaum mehr Wehenpausen und wenn nur ganz kurz. Oben angekommen bereitete sie alles direkt vor. Der Würmchenpapa kümmerte sich liebevoll um mich und fragte, ob ich ein Wasser wolle. Ich wollte eines. Und dieses hielt er mir dann minutenlang direkt vor die Nase bis ich ihn anschnauzte. Ich konnte nicht trinken. Im Nachhinein viel mir erst auf, dass ich eine extrem lange „Dauerwehe“ gehabt haben muss. Das kann tatsächlich sehr nervig an einer sehr schnellen Geburt sein. Keine Verschnaufpausen. Kurz aber heftig. Geplant war eine Wassergeburt. Also fix ins Badezimmer – denn es blieb nicht viel Zeit. Meine Hebamme ermutigte mich, nach konkretem Nachfragen meinerseits, dass es wohl nicht mehr lange dauern würde. Ich veratmete noch so einige pausenarme Wehen und dann kamen schon die Presswehen. Für das große Würmchen waren es damals zwei – für Kopf und Körper. Beim kleinen Würmchen waren es diesmal drei – 2 für den Kopf, eine für den Körper.

Unbezahlbare Momentaufnahmen

Meine Hebamme fragte dann noch. Wollt ihr Fotos? Wir waren ganz verdutz aber sagten ja. Beste Entscheidung! Wir haben sooo tolle Bilder von diesen einzigartigen Momenten. Vermutlich werde ich sie meinen Kindern nie zeigen. Kinder möchten sowas nicht sehen. Aber für uns ist es toll. Und es war auch großartig für mich, um diese doch sehr schnelle Geburt etwas besser verarbeiten zu können und Revue passieren zu lassen. Und mal ehrlich! die meisten Frauen werden vermutlich nie sehen, wie so eine Geburt tatsächlich „aussieht“. Denn man ist ja selbst Hauptakteur. Ich kann es also nur empfehlen Bilder zu machen, auch wenn es nur Handyfotos sind. Die Umstände müssen auch hierfür natürlich passen und es muss unbedingt gewollt sein. Aber wenn dem so ist – dann ist es großartig.

Heldin des Tages

Ja und dann war sie da. Unser kleines Würmchen. Wie auch beim großen Würmchen – musste ich erstmal durchatmen und realisieren. Wir verweilten noch einen Moment in der Wanne und dann kuschelten wir uns schon ins Bett. Für mich gab es einen frischen Obstteller. Die andern beiden stießen mit Sekt an. Einfach toll. Wir haben diese magischen Momente so richtig ausgekostet und ich wurde verwöhnt als die Heldin des Tages. Es war toll. Dann erste Telefonate, erste Windel, erstes Anziehen, duschen und dann ging es nach 2 Stunden tatsächlich schon nach Hause. Wir bestellten Pizza und Salat und gingen mit dem kleinen Minimenschen schlafen. Ich stand nachts nochmal auf. Musste dieses langersehnte aber doch sehr schnelle Ereignis nochmal für verarbeiten. Es schien nach dieser überstürzten Geburt alles so unreal. Am nächsten Morgen kam dann die große Schwester dazu. Es war einfach alles so perfekt und so gemütlich. Für uns auf jeden Fall die beste Entscheidung.

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1 comment

Violetta (insta: violettas_welt) 21. Februar 2018 - 19:17

Sehr schön geschrieben…und super spannend !…bei mir waren beide Geburten leider absolut nicht so-dass ich gerne daran zurück denke…bis natürlich auf meine beiden Wunder

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