Mama’s Tagträume
Wie lange habe ich mich auf diesen Urlaub gefreut. 5 Tage in einem schönen Hotel mit allem Drum und Dran. Ein Geschenk meiner lieben Schwiegereltern, weil unser Papa eine Weile in weiter Ferne ist. Ein großes Danke dafür! Neben tollem Essen und Wellnessbereich hat die Tatsache der nachmittäglichen Kinderbetreuung sowie großzügigem Spielzimmer und Co. meine Freunde schon Wochen vorher ins Maximale gesteigert. Zahlreiche tiefenentspannte Szenen haben sich immer und immer wieder in meinem Kopf abgespielt. So einen Urlaub gab es schon lange nicht mehr. Und viele junge Eltern mit nur einem oder anderthalb Einkommen werden wissen – so einer wird auch noch eine ganze Weile nicht auf der Agenda stehen. Es sei denn es gibt Schwiegereltern wie meine oder eine erfolgreiche Teilnahme bei Wer wird Millionär. Die Vorfreude war also wirklich riesig.
ALLES muss mit! Und wenn ich ALLES sage – dann meine ich ALLES!
Eigentlich hätte ich ahnen können, dass es da einen Haken geben muss. Denn es war ja schließlich ein Urlaub für uns drei und nicht nur für mich. Schon einige Tage vor Abreise kam eine leichte Unruhein mir auf. Was ich komplett verdrängt hatte war die umfangreiche Packerei. Gerade das Packen von Koffern und Taschen lässt jede Mutter aufs Neue sehr intensiv spüren, dass sie nicht mehr nur für sich alleine zuständig ist. Mitdenken und mitpacken für zwei, drei oder noch mehr Kinder. Manchmal sogar für den Ehemann. Einen Tag vor Abreise hat sich meine latente Unruhe in eine Art von Panik verwandelt. Ich war gerade dabei Salzwasser-Nasenspray und Dinkel-Schmelzflocken einzupacken als ich mich fragte, wie es nur möglich sein soll an alles Notwendige zu denken. Es war klar – ich muss mir eine Liste schreiben! Auf dem PC. Am besten eine Excel-Tabelle. Damit ich diesmal und auch in Zukunft möglichst nichts mehr vergesse und mir Zeit spare und Panik er-spare. Das hat dann auch gut funktioniert. Aber es ist schon heftig, was man alles so mitschleppt, um auf möglichst jede erdenkliche Situation vorbereitet zu sein. Und bei jeder neuen Reise gibt es wieder Dinge, bei denen ich mir denke „ die Kinder-Sonnenbrille im Herbsturlaub ist nun nicht wirklich notwendig“ oder „meine Kinder waren seit Monaten nicht krank – da werde ich die Globuli doch nicht ausgerechnet diese Woche brauchen.“ Falsch gedacht! Ich habe aus der Vergangenheit gelernt. Mit Kindern braucht man grundsätzlich immer das, was man zu Hause gelassen hat. Wirklich immer! Also habe ich konsequent alle 143 Dinge meiner Liste eingepackt. Einige, wie Kleidungsstücke, natürlich in vielfacher Ausführung. Der absolute Wahnsinn! Nachdem ich plötzlich froh war, das ich meine teure Arbeitsunfähigkeitsversicherung doch noch nicht gekündigt habe, weil mir die Möglichkeit eines Mama-Burnouts auf einmal gar nicht mehr so abwegig schien wurden zu allerletzt noch Reise-Outfits zurecht gelegt und das Auto mit Mülleimer, Proviant und Co. bestückt.
Der Weg ist das Ziel! Allen pädagogischen Empfehlungen zum Trotz!
Wer aber denkt das Packen ist die größte Urlaubs-Herausforderung mit Kindern ist noch keine 500km+ mit ihnen gefahren. Ich muss sagen, dass meine Kinder recht hart im Nehmen sind. Aber ohne eine präzise Vorbereitung auf lange Autofahrten wäre das sicher anders. Das wichtigste ist der Proviant – und davon nicht zu wenig. Das Problem. Dieser sollte autotauglich sein. Das heißt: nicht zuuu krümelig und klebrig, nicht zu süß und nicht zu salzig. Ansonsten ist das Auto samt Sitzen und Spielzeug sowie die Kinder selbst nach kürzester Zeit komplett eingesaut, die Kinder nach der Fahrt total aufgedreht und Sitz samt Klamotten im schlechtesten Fall auch noch vollgepullert. Denn wer viel salzig isst, hat viel Durst und muss viel Pippi. Und wenn doch alles trocken bleibt hat man auf jeden Fall unzählige Pullerpausen hinter sich! Also haben wir Käsesticks geschnitten, Cabanossi-Würstchen und Brezen (ohne Salz) eingepackt. Äpfel, Butterkekse in mundfertiger Tierform und ausreichend Wasser durften auch nicht fehlen. Ich frage mich: Wie haben das die Leute früher gemacht, die mit 5 Personen samt Gepäck und einem Trabbi in den Urlaub zu fahren? Irgendwie ging das auch! Allein unser Proviant braucht fast den gesamten Mittelsitz auf der Rückbank. Aber Proviant ist nunmal schon mal die halbe Miete. Dann braucht man nur noch die Lieblingspuppi, Bücher, Kinder-Musik, was zu malen und….ach ja…ein Tablet oder Smartphone! Ja – ich gebe es zu. Allen pädagogischen Ratschlägen zum Trotz schauen unsere Kinder im Auto Videos auf dem Tablet. Zwar erst wenn alle Register gezogen wurden und Spiele wie „ich sehe was, was du nicht siehst“ oder „zähl alle roten Autos auf der Autobahn“ bis zur totalen Erschöpfung gespielt wurden – aber JA es wird Tablet geschaut bei uns. Und JA beide Kinder! Die Kleine ist erst 8 Monate und hat keine Ahnung was da mit ihr geschieht. Aber auf den letzten 50 Kilometern von 500 lässt auch sie sich gerne mit bunten, bewegten Bildern beruhigen. Und das ist ok für mich, denn wenn man sich 450 km lang alle 5 Minuten nach heruntergefallenen Nuckis und Spielsachen verrenkt, sämtliche Kinderlieder gesungen hat – dann kann ich auf den letzten Metern damit leben, dass der Preis für ein sicheres und halbwegs entspanntes Ankommen die Berieslung durch Tablet und Smartphone erfordert.
Auch ein Hotel nimmt einem den Mama-Job nicht ab
Angekommen im Hotel ist die Freude groß. Das Spielzimmer ist super ausgestattet, die Menükarte fürs Abendbrot hört sich bombastisch an und Buggy sowie Babyphone sind an der Rezeption schnell ausgeliehen. Es lohnt sich also nach familienfreundlichen Hotels Ausschau zu halten. Man fühlt sich direkt willkommener. Erste Momente der Ernüchterung gibt es als ich feststelle, dass die Kinderbespaßung erst für Dreijährige stattfindet, das Abendessen (auch für Kinder) erst um 18:45 beginnt und am Babyphone sämtliche kleine Hotelgäste zu hören sind, nur nicht die eigenen Kinder. Aber hey es ist Urlaub. Wer wird sich da schon beschweren? Wir haben ein superschönes Hotelzimmermit zwei Babybetten, großzügigem Bad und toller Aussicht. Ein so ordentliches Zimmer samt sauberem Bad gab es bei uns zu Hause schon seit vielen, vielen, sehr vielen Monaten nicht mehr. Einfach herrlich! Leider hält dieser Zustand nur wenige Stunden an. Danach ist das Chaos schon wieder perfekt. Die Zimmermädchen helfen da auch nur bedingt. Denn ehrlichgesagt übersteigt es meine persönliche Schamgrenze ein komplett von Kindern zerbombtes Zimmer ausschließlich in die Hände des Personals zu übergeben. Also bleibt mir am Morgen nach der ersten Nacht gar nichts anderes übrig als selber für eine grobe Grundordnung zu sorgen, die den Anschein vermittelt, dass eine Renovierung des Zimmers nach unserem Besuch nur bedingt aber nicht zwingend notwendig ist. Das Bad hat seine Idylle auch längst verloren seitdem es in einen großen Wäscheständer umfunktioniert wurde. Für eingesaute Anziehsachen, die ich vorher liebevoll mit Hotel-Duschgel-Pröbchen gewaschen habe. So ein toller Urlaub sorgt nämlich gerne mal dafür, dass ein eigentlich trockenes Kind seine Freude und Aufregung doch nicht ganz im Zaume halten kann. Mama wasch mal!
Mama braucht keinen Sport
Was machen, um diesem Wahnsinn zu entkommen? Ja genau – raus aus dem Hotel. Rein ins Vergnügen. Eine Gondelfahrt mit kleiner anschließender Wanderung. Eine Mama, zwei Kinder, zwei Kindertragen. Ok ich gebe es zu. Zu keinem Zeitpunkt musste ich beide Kinder gleichzeitig tragen. Meine Schwiegereltern und Schwäger/innen haben tatkräftig mitgeholfen. Aber wenn aus einem kleinen Spaziergang bei schönem Wetter eine 5-stündige Wanderung bei Regen wird – dann ist das Resultat bei Mama intensiver Muskelkater. Auch wenn nur ein Kind getragen wurde. Eine angepieselte Kindertrage gibt‘s gratis mit dazu. Nur bei der wird das Hotel-Shampoo zur Reinigung wohl nicht ausreichen.
Vom Schwimmbad und anderen Wellness-Höhepunkten
Muskelkater, der Mama nur noch durchs Hotel wackeln lässt muss dringend im Wellnessbereich behandelt werden mit Sauna um Schwimmbad. Schwimmbad ist eine tolle entspannende Sache. Ein 360-Grad-Rundumblick und verlorene Kontaktlinsen, weil das Kind ausgiebige Wasser-Hüpf-Übungen macht, regen regelrecht zur Tiefenentspannung an. Abgerundet wird dies nur noch von begeisterten Schwimmern, die sich freuen, dass ihre Bahn permanent blockiert wird. Der krönende Abschluss ist dann aber eine Schwimmwindel mit deren Inhalt man nicht gerechnet hat und welche ein spontanes Improvisationstalent der Spitzenklasse abverlangt. Immerhin ist die Freude groß, dass dieses Malheur diesmal nicht den eigenen Kindern passiert ist. Neben der eigenen Erleichterung ist das Verständnis für dieses ungeplante Ereignis trotzdem riesengroß, denn als Mama weiß man: das hätte auch mich treffen können. Tada! Überraschung! Quasi Russisch Roulette. Der Ärger über die verlorene Kontaktlinse ist plötzlich unerheblich klein und man empfindet tiefe Dankbarkeit dafür, dass die eigenen Kinder einem diese unangenehme Situation ausnahmsweise mal erspart haben. Zum Glück gibt es Schwiegereltern, die einen genau jetzt in die Sauna entsenden um tatsächlich mal auszuspannen. Und ja – der Saunabereich, der für Kinder ‚heiß,heiß,heiß‘ und somit unzugänglich ist, ist wie aus einer anderen Welt. Erster tatsächlicher Entspannungsmoment für Mama. Check!
Täglich grüßt das Krümelmonster
Sobald man allerdings die Schwelle vom Wellnessbereich in den Hotelbereich überschreitet geht schon wieder das hektische Umgeziehe und Fertiggemache fürs Abendessen los, denn man will ja niemanden so lange mit den eigenen Kindern alleine lassen. Nicht weil man der eigenen Familie nicht die Kinder anvertrauen mag, sondern, weil man weiß wie unglaublich entspannend es ist auf ein Baby und ein energiegeladenes Kleinkind gleichzeitig aufzupassen. Nicht! Das Abendessen wird zum Glück schnell serviert. Mama freut sich über das üppige Vorspeisenbuffet. Stellt aber schnell fest, dass hungrige und müde Kindermäuler diesem Genuss einen Strich durch die Rechnung machen. Also wird schnell ein riesiger Vorspeisenteller beladen, den man dann plant nach der Verköstigung der Kinder zu genießen. Wie heißt es so schön.
Erst die Arbeit – dann das Vergnügen.
Also wird erstmal sämtliche Deko samt Besteck und Co. außer Griffweite gelegt. Links-Recht-Links-Rechts werden die Kinder im gefühlten Gleichtakt gefüttert. Nur im Magen dazwischen landet leider nichts. Zwischendurch dann mal schnell das Krümel-Desaster unterm Tischen händisch so zusammengefegt, dass es nicht mehr sofort im Blickwinkel des Servicepersonals erstrahlt. Es reicht ja schließlich, wenn sich der Schock erst dann ereignet, wenn wir uns zu späterer Stunde allesamt aus den Staub gemacht haben. Vorher möchten wir noch den Service der gut gelaunten Bedienung genießen.
Mama – du kommst hier nicht raus!
Nachdem die Kinder satt sind geht’s aufs Zimmer. Schlafenszeit für Zwerge. Da mindestens immer einer von beiden ahnt, dass sich Mama möglichst schnell aus dem Staub machen möchte wird die Einschlafzeit freundlicherweise auf mindestens eine Stunde verlängert. Aber irgendwann ist es soweit. Ungestörtes Abendessen für Mama. Die Erleichterung ist groß, dass der Vorspeisenteller noch nicht geplündert wurde und alle Gänge mit Freude genießen werden können. Zwar alleine, weil der Rest des Tisches schon bei der Nachspeise ist – aber das stört nicht weiter. Trotzdem war es allerletzte Eisenbahn, denn die Bedienung hatte bereits gemutmaßt, dass ich doch sicher schon eingeschlafen sei mit den Kindern. Das Essen war haarscharf davor für das hungrige personal freigegeben zu werden. Nochmal Glück gehabt. Das wäre es noch gewesen!
Mit Kindern ist alles ein bisschen ‚mehr‘
Ich muss wirklich sagen – Ich freue mich jetzt schon darauf irgendwann mal wieder einen Urlaub ganz allein mit meinem Mann (oder einfach mit großen Kindern) zu machen und so einen tollen Hotelaufenthalt mit all seinen Facetten zu genießen. Ich freue mich darauf beim Checkout einen anderen Satz zu hören als „Machen sie sich keine Gedanken. Mit Kindern ist das so. Wir hatten schon viel schlimmer Gäste“. Trotz alledem blicke ich voller Freude auf diese Tage zurück. Denn so viel anstrengende Momente es auch gab – genauso viel Spaß hatten wir auch. Mit Kindern bleibt man eben immer in Bewegung. Mit Kindern lacht man. Man kuschelt und genießt. Man krümelt, man diskutiert, man plantscht. Man sieht Dinge mit anderen Augen. Viele Kleinigkeiten sieht man überhaupt erst wieder weil man Kinder hat – man hat ihnen jahrelang keine Beachtung geschenkt. Man lernt Dinge, weil Kinder Fragen stellen, über die man sich lange schon keine Gedanken mehr gemacht hat. Die Sonne ist strahlender, das Eis süßer, die Welt größer, die Liebe bedingungsloser. Mit Kindern ist das Leben bunter und lustiger. Kinder machen jeden Moment intensiver.
Kinder sind Wellness für die Seele
Gefühlt war es kein durchgehender Wellnessurlaub für mich im klassischen Sinne. Aber ein Urlaub mit tollen Wellness-Momenten, die ich als solche viel intensiver und bewusster genossen habe, als wenn ich keine Kinder hätte. Seitdem die Weltgesundheitsorganisation Wellness als physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden definiert hat muss ich sagen: mehr Wellness geht nicht! Meine Kinder geben mir all das! Und sowieso ist das beste Wellness-Programm für jede Mama die eigenen Kinder glücklich und ausgelassen zu sehen. What goes around comes all the way back around! Glückliche Kinder = glückliche Mama = maximales Wohlbefinden! Da machen ein oder zwei Saunagänge mehr oder weniger auch keinen Unterschied mehr! ♥